Neubau der Sabel-Schule in Taufkirchen

Die Gemeinde Taufkirchen plant die Bebauung eines großen Grundstücks zwischen Oberweg, Waldstraße und Münchener Straße (bekannt als Erdbeerfeld). Es soll der Neubau eines Schulcampus (zwei Realschulen und eine Wirtschaftsschule sowie in einer weiteren Ausbaustufe ein Gymnasium) der privaten Sabel-Schule entstehen, die ihren Standort aus München hierher verlegen will. Es ist davon auszugehen, dass große Gebäude mit Untergeschossen und Parkflächen, vielleicht auch eine Tiefgarage, entstehen sollen.    

Dieses Projekt hat vielfältige negative Auswirkungen auf die Anwohner in der näheren Umgebung.
  • Überflutungsgefahr
  • Flächenversiegelung
  • Verkehrsaufkommen durch Bring- und Holverkehr (Eltern-Taxi)
  • Schülerbewegungen in der Bahnhofstraße
  • Veränderung des Ortsbildes
  • Bedarf an Wohnungen und Betreuung (Kita, Schulen, Ärzte, Pflege) für das Lehrpersonal
Diese Auswirkungen werden weiter unten im Einzelnen betrachtet.

Wer dieses Bauvorhaben ebenfalls kritisch sieht hat jetzt die Möglichkeit, im Rahmen der Bürgerbeteiligung eine Stellungnahme abzugeben.

Die Stellungnahme muss in einem Zeitfenster vom 12. Februar bis 13. März 2025 bei der Gemeinde Taufkirchen eingelegt und begründet werden. Die Stellungnahme sollte per e-mail an bauverwaltung@meintaufkirchen.de gerichtet werden.

Eine Formulierungshilfe zur Begründung der Stellungnahme ist hier zu finden: http://sabel.bplaced.net/Einspruch.html

Zusätzlich wurde eine Petition gegen die Sabelschulen-Pläne gestartet, die bis Mitte März mindestens 420 Unterschriften benötigt. Wer das Vorhaben so nicht will, sollte diese Petition ebenfalls unterstützen und seine Ablehnung begründen, und zwar unter https://www.openpetition.de/petition/online/buergerbegehren-gegen-das-bauvorhaben-sabel-schulcampus-in-taufkirchen



Viele Informationen zu diesem Bauvorhaben finden sich auf der Website der Gemeinde Taufkirchen unter
 https://www.meintaufkirchen.de/rathaus-buergerservice/aktuelles/bekanntmachungen/aufstellung-des-bebauungsplans-nr-92-bildungscampus

Außerdem wurde bereits mehrfach in der Presse darüber berichtet:

Süddeutsche Zeitung  vom 11.04.2024 Münchner Merkur vom 21.10.2024 Hallo München vom 17.02.2025 MSN vom 25.01.2025

Natürlich ist die Gemeinde Taufkirchen, wie jede Gemeinde, auf Gewerbesteuereinnahmen angewiesen und deshalb daran interessiert, hier Gewerbesteuerzahler anzusiedeln. Während es in der Bürgervertretung (Gemeinderat) warnende Stimmen gibt, wird das Vorhaben vor allem von der Verwaltung und dem Ersten Bürgermeister vorangetrieben. Unter anderem wird auch damit gelockt, dass die zu bauenden Sportanlagen außerhalb der Schulzeit auch den Gemeindebürgern zur Verfügung stünden und dass ein Gymnasium dringend benötigt werde.

Es gibt auch Stimmen, die meinen, dass das "Erdbeerfeld" nicht ewig freie Fläche bleiben wird und es dann immer noch besser finden, hier eine Schule zu bauen anstatt womöglich ein Gewerbegebiet.

Dennoch sprechen viele Gründe gegen das Bauvorhaben

Erhöhte Hochwassergefahr

Wir hatten im letzten Juni ein großes Regen-Ereignis, das für viele Taufkirchner wegen der Wasserschäden durch erhöhtes Grundwasser kostenintensiv bis desaströs war. Im September entgingen wir einem nochmaligen sogenannten Jahrhundert-Ereignis nur dadurch, dass sich die Luftfeuchtigkeit 200 km östlich in Niederösterreich abregnete und dort alles überflutete. Man kann davon ausgehen, dass sich diese Problematik durch den Klimawandel weiter verstärken wird.

Einer der Faktoren dafür, dass es uns hier in Taufkirchen besonders hart getroffen hat, ist der hohe Grundwasserstand und der Aufstau des Hachinger Bachs. 

Bereits im Zuge der öffentlichen Diskussion zum Neubau des Seniorenheims und weiterer Wohnungen mit Untergeschossen und Tiefgaragen auf dem unbebauten Feld südlich des Heimgartens wurde der Einfluss massiver – wegen Tiefgaragen und Untergeschoßen sehr tief ragender - Bebauung,  auf den Grundwasserstand thematisiert. Durch große Baukörper im Erdreich wird dem Grundwasser die Ausdehnungsmöglichkeit genommen, was zu starkem Anstieg des Grundwasserspiegels führt. 

Nicht zuletzt ist in diesem Zusammenhang auch die Neugestaltung des Einkaufzentrums sowie der Bau von 65.000 m² Wohnungen westlich der S-Bahn, ua.a auf dem derzeitigen BÄKO-Gelände, zu betrachten. Das Gelände liegt zwar dort etwas höher, es wird aber auch eine erhebliche Oberflächenversiegelung und Verdichtung des Erdreichs mit Beeinträchtigung der Schwammfunktion geben. 

Eine weitere massive Bebauung wird die Grundwasser-Problematik nochmals drastisch erhöhen, da dem Grundwasser noch mehr Räume zur Versickerung genommen werden. Es ist also hierdurch mit erhöhtem Grundwasser und in der Folge Überflutungen zu rechnen. Dieses Risiko kann für die Anwohner existenzbedrohend sein und ist nicht versicherbar.


Verkehrsproblematik

Die Kreuzung Oberweg/Waldstraße ist bereits jetzt während des Berufsverkehrs die Hauptkreuzung für die Bewohner aus Westerham sowie die Pendler, die mit der S-Bahn nach München fahren. In diesem Teilbereich wird sich der Verkehr um ca. 40% erhöhen, was eine massive Beeinträchtigung des aktuellen Berufsverkehrs für die Bewohner im Ortsteil Westerham bedeutet.

Gleichzeitig sind der Oberweg und die Fahrradstraße Am Bahnsteig die Hauptverkehrswege für die Taufkirchner Gymnasiasten, die das Gymnasium in Unterhaching besuchen und die Unterhachinger Schüler, die die Realschule in Taufkirchen besuchen. Dies findet in dem Verkehrsgutachten keine Berücksichtigung.

Durch die massive Zunahme des Fuß- und Fahrzeugverkehrs vor Schulbeginn sowohl am Oberweg als auch an der Kreuzung Bahnhofstraße/Am Bahnsteig erhöht sich das Schulwegrisiko massiv. Insbesondere an der Kreuzung Bahnhofstraße/Am Bahnsteig herrschen bereits heute vor Schulbeginn teils chaotische Verhältnisse, die sich massiv verstärken würden. Dies wird zwangsläufig zu Unfällen mit Fahrrad- und Fußgängerbeteiligung führen. Diese IST-Situation findet in dem Verkehrsgutachten keine Berücksichtigung.

Die Bahnhofstraße ist bereits aktuell während der Berufsverkehrszeiten überlastet. Der schmale, großteils einseitige Fußweg und der im 20 Minuten-Takt fahrende Bus kann die geplante große Zahl an gleichzeitig ankommenden Schülern und Lehrkräften nicht aufnehmen. Anwohner und Pendler zur/von der S-Bahn werden vor Schulbeginn und nach Schulende durch den starken Fußgängerstrom massiv beeinträchtigt. Zusätzlich sind Verschmutzungen der Vorgärten und Vandalismus zu befürchten.

Die Zu- und Abfahrt ist vollständig über den Oberweg vorgesehen, ohne hierbei eine eigenständige Anfahrts-/Haltezonen für die Eltern zu planen, von denen ein nicht unerheblicher Teil die Kinder mit dem Auto zu den Schulen bringen wird. Diese soll mit dem Lehrerparkplatz kombiniert werden, was jedoch unrealistisch ist, da die Lehrer zeitgleich die Parkplätze befahren müssen. Ein morgentlicher Verkehrsinfarkt und -chaos ist unvermeidbar. Die Anwohner aus dem Ortsteil Westerham haben keine Möglichkeit mehr, staufrei und sicher den Ortsteil Richtung Waldstraße zu verlassen, was jedoch der Hauptzubringer Richtung München ist. 

An der Realschule kann morgens bereits heute beispielhaft erlebt werden, wie die An- und Abfahrt der Schüler erfolgt und welches Chaos in den 20 Minuten vor Schulbeginn vor der Schule herrscht. Allerdings stehen hier in wesentlich größerem Umfang Parkmöglichkeiten und Haltezonen zur Verfügung, und das bei einer Schülerzahl die lediglich 1/3 der für die Sabelschulen zu erwartenden Schülerzahlen ausmacht. 

Die Planung sieht keine Aus-/Einstiegs- und Wendezone für Schulbusse vor. Der Lehrerparkplatz ist aufgrund der gleichzeitigen Ankunft und unzureichenden Größe hierfür nicht geeignet. 

Vor bzw nach dem „Ausladen“ bzw. „Einsteigen“ der Kinder müssen die Fahrzeuge der Eltern gewendet werden. Mangels Alternativen wird dies an der Kreuzung Bahnhofstraße/Oberweg erfolgen, was zu einer massiven Beeinträchtigung des morgendlichen Berufsverkehrs sowie einer entsprechenden Lärm- und Feinstaubbelastung der Anwohner des Kreuzungsbereichs führen wird. Außerdem erhöht dies zusätzlich massiv das Schulwegrisiko der ortsansässigen Kinder, die diese Kreuzung für Ihren Schulweg zum Gymnasium Unterhaching nutzen. 

Dem Bebauungsplan sind für das Gesamtvorhaben lediglich 65 Parkplätze zu entnehmen. Diese Stellplatzanzahl wird für die Beschäftigten sowie Schüler mit Führerschein nicht ausreichen. Es ist also davon auszugehen, dass die öffentlichen Parkplätze der umliegenden Wohnbebauung blockiert werden.


Veränderung des Ortsbildes

Die zulässige Wandhöhe und die Anzahl der Vollgeschosse übersteigt die Wandhöhe sowie die Vollgeschosse der angrenzenden und im Umfeld befindlichen Gebäude massiv. Der gesamte Ortsteil Westerham ist geprägt von einer Wohnbebauung mit 2-3 Vollgeschossen und Gebäuden mit Satteldächern sowie großzügigen Grünanlagen in den Innenhöfen. Die Planung nimmt keine Rücksicht auf den Charakter des Ortsteils und die bestehenden Vorgaben der im Ortsteil gültigen Bebauungspläne.

Obwohl der gesamte Ortsteil, bis auf 2 einzelne Ausnahmen aus den 70er Jahren an der Münchener Straße, von Satteldächern geprägt ist, sind für dieses großvolumige Bauvorhaben Flachdächer vorgesehen, die somit den baulichen Charakter des Ortsteils erheblich verändern würden und ihm seine Identität nehmen.

Die viergeschossigen, an einen Bunkerbau erinnernden, 17 m hohen Betonwürfel passen einfach nicht hier her!


Gefährdung der Frischluftführung


Die Bebauung der bislang unbebauten Fläche zerstört die aktuelle Frischluftschneise mit ihrem Kühleffekt in Hitzeperioden, was insbesondere für die gesamte Umfeldbebauung eine erhebliche Einbuße an Wohnqualität darstellt und auch für ältere und hitzeempfindliche Personen gesundheitliche Beeinträchtigungen zur Folge haben kann. Im Zuge des Klimawandels ist dies ein wichtiger Standortfaktor.


Landschaftsversiegelung

Das Vorhaben verursacht eine massive Versiegelung von bisher freien Landschaftsflächen mit allen negativen Folgen für Umwelt und Klima. Doch damit nicht genug. Außer diesem Bauvorhaben ist noch mit weiteren Projekten zu rechnen, die aus den Bebauungsplänen bereits ersichtlich sind. Diese weisen die völlige Verbauung aller für die Freizeit relevanten Ackerflächen auf – u.a. auch der Kegelfelder (die ja schon einmal per Bürgerbegehren verhindert wurde) und des Feldes zwischen Oberweg, Waldstraße und Sudetenstraße.

Gerade die andere Hälfte des "Erdbeerfeldes" wird dann, wenn die Sabelschule stehen sollte, nicht mehr "Ortsrandlage" sein, sondern "Baulücke". Das bedeutet, dass es dann viel einfacher sein wird, auch dort zu bauen. Es ist wohl nicht an den Haaren herbeigezogen, wenn man vermutet, dass diese Überlegung bei den Grundstückseigentümern Begierden weckt.

Taufkirchen läuft Gefahr, seinen Charakter zu verlieren und zu einem beliebigen Stadtteil von München zu werden. 


Wohnungen und Betreuungseinrichtungen

Es ist davon auszugehen, dass ein Teil des Lehrpersonals versuchen wird, in Taufkirchen zu wohnen. Dies wird nicht nur den Druck auf den ohnehin angespannten Wohnungsmarkt erhöhen. Es erfordert auch zusätzliche Kapazitäten in den Bereichen ärztliche Versorgung, Kita/Kindergarten, Schule, Verkehrswege und Pflegeeinrichtungen.

Taufkirchen ist ohnehin im Vergleich zu anderen Gemeinden im Landkreis seit den 1960er Jahren weit überproportional gewachsen und es muss endlich Schluss sein mit dem ungezügelten Zuwachs.


Fazit

Viele von uns ortsansässigen Bewohnern, vor allem hier im Ortsteil Westerham, haben sich für Taufkirchen entschieden, weil uns die lockere Ortsgestaltung mit ihrer Mischung aus Wohnungen und Freiflächen gefällt. Natürlich gilt auch hier das Floriansprinzip, niemand nimmt gerne Einschränkungen in Kauf, sondern schiebt diese lieber an andere Stellen ab.

Aber wir müssen uns die Fragen beantworten, ob die Vorteile, die das Projekt bietet, tatsächlich die Nachteile aufwiegen können:
  • Wollen wir hier eine Privatschule haben, deren Klientel wegen der erheblichen Schulgeldforderungen doch eher gut situierte Familien aus dem gesamten Großraum München sein werden?
  • Kommt das in einer zweiten Phase geplante Gymnasium wirklich den Taufkirchner Kindern zugute?
  • Haben wir tatsächlich einen zusätzlichen Bedarf an Sportstätten, der u.U. durch die Schule befriedigt werden könnte oder reichen die Sportstätten im Sportpark sowie in den verhandenen örtlichen Schulen aus?
  • Warum wird kein Lehrschwimmbecken mit geplant, das tatsächlich in Taufkirchen fehlt?
  • Wollen wir den Charakter unserer Heimatgemeinde so verändern?
  • Wollen wir eine nicht wegzudiskutierende Zunahme der Hochwassergefahr in Kauf nehmen?

Wenn Sie die Antworten auf diese Fragen ebenfalls kritisch sehen, dann sollten Sie Ihre Skepsis der Gemeindeverwaltung mitteilen und sich an der online-Petition beteiligen (siehe grauer Kasten am Anfang dieser Seite).

Und zum Schluß noch ein Wort an diejenigen, die vielleicht nicht direkt betroffen sind oder die den Argumenten der Gemeindeverwaltung folgen. Ja, wir akzeptieren Ihre Meinung. Ja, Bildung ist ein wichtiger Bereich, der der Unterstützung bedarf. Und ja, der Einzelne muss manchmal Nachteile zugunsten der Gemeinschaft hinnehmen.

Das darf aber nicht dazu führen, die Lebensgrundlagen der bereits ansässigen Bevölkerung so erheblich zu beeinträchtigen, wie das durch dieses Projekt zu erwarten ist. 








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Verantwortlich für den Inhalt: Roland Hartmann, Bahnhofstr. 13, 82024 Taufkirchen

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